Am gestrigen Tag, dem 5. November 1605
Die Ursprünge der „Bonfire Night“ (Feuernacht)
„Remember, remember, the Fifth of November
Gunpowder, treason and plot.
I see no reason why gunpowder treason
Should ever be forgot.“
Im Jahr 1605 planten dreizehn Katholiken, das protestantische britische Parlament in die Luft zu sprengen. Einer von ihnen war Guy Fawkes.
Nachdem Königin Elisabeth I. im Jahr 1603 gestorben war, hatten die englischen Katholiken, die unter ihrer Herrschaft verfolgt worden waren, gehofft, dass ihr Nachfolger König Jakob I. toleranter gegenüber ihrer Religion sein würde. Doch sie irrten sich – und so beschlossen dreizehn Männer, das Parlament zu sprengen und damit den protestantischen König zu töten.
Um ihren Plan auszuführen, lagerten die Verschwörer 36 Fässer Schießpulver in einem Keller unter dem House of Lords. Doch im Laufe der Vorbereitungen wurde ihnen bewusst, dass bei dem Anschlag auch Unschuldige verletzt oder getötet würden – darunter einige, die sich selbst für die Rechte der Katholiken eingesetzt hatten. Einige begannen zu zweifeln. Einer der Männer schickte schließlich einen anonymen Brief an seinen Freund, Lord Monteagle, und warnte ihn, sich am 5. November vom Parlament fernzuhalten.
Der Brief gelangte zum König, und dessen Truppen trafen Vorbereitungen, die Verschwörer zu stoppen. Guy Fawkes befand sich in der Nacht zum 5. November mit den 36 Fässern Schießpulver im Keller des Parlaments, als die Behörden das Gebäude stürmten und ihn festnahmen.
Zwei der Männer entgingen zwar der Hinrichtung, doch ihre Leichen wurden später exhumiert, enthauptet und ihre Köpfe auf Spießen vor dem Parlament zur Schau gestellt.
Am 30. Januar wurden Everard Digby, Robert Wintour, John Grant und Thomas Bates auf hölzerne Tafeln gebunden und durch die überfüllten Straßen Londons bis zum St. Paul’s Churchyard geschleift. Digby, der Erste, der das Schafott bestieg, bat die Zuschauer um Vergebung. Man zog ihm die Kleidung aus, und nur in einem Hemd bestieg er die Leiter, um den Kopf in die Schlinge zu stecken. Er wurde rasch abgeschnitten – und während er noch bei Bewusstsein war, kastriert, ausgeweidet und gevierteilt, ebenso wie die drei anderen.
Am folgenden Tag wurden Thomas Wintour, Ambrose Rookwood, Robert Keyes und Guy Fawkes gegenüber dem Parlamentsgebäude im Old Palace Yard in Westminster hingerichtet, also genau dort, wo sie ihre Tat geplant hatten. Keyes sprang vorzeitig vom Galgen, überlebte den Fall jedoch und wurde anschließend auf dem Richtblock gevierteilt.
Obwohl Fawkes durch Folter stark geschwächt war, gelang es ihm, beim Sprung vom Galgen das Genick zu brechen – so ersparte er sich den grausamen letzten Teil der Prozedur. Steven Littleton wurde in Stafford hingerichtet, sein Cousin Humphrey trotz seiner Kooperation mit den Behörden bei Red Hill bei Worcester getötet. Die Hinrichtung von Henry Garnet fand am 3. Mai 1606 statt.
Zur Feier des vereitelten Komplotts wurden Freudenfeuer entzündet, um die Rettung des Königs zu feiern. Seitdem ist der 5. November als „Bonfire Night“ bekannt – jedes Jahr wird dieses Ereignis mit Feuerwerken, großen Feuern und dem Verbrennen von Guy-Fawkes-Puppen begangen.
Der "V wie Vendetta" Film - Das Umkehrprinzip
Der fünfte November – Vom Verräter zum Symbol
„Erinnere dich, erinnere dich, an den fünften November.“
Die Worte, die in England seit Jahrhunderten zum Feuerwerksfest gehören,
tragen eine Geschichte in sich, die längst ihren ursprünglichen Sinn verloren
hat – oder vielleicht auch nur ihren Platz gewechselt.
1605 wollten dreizehn Männer das britische Parlament in die Luft sprengen.
Unter ihnen: Guy Fawkes.
Was als religiös motivierter Anschlag begann, wurde über Nacht zum Lehrstück
darüber, wie Macht ihre eigenen Feinde erschafft – und wie Geschichte
entschieden wird, je nachdem, wer sie erzählt.
Damals feierten die Menschen den vereitelten Anschlag mit Freudenfeuern. Heute feiern sie die Freiheit, ohne genau zu wissen, wovor. Zwischen Feuerwerk und Volksfest ist kaum jemandem bewusst, dass dieser Tag ursprünglich den Schutz des Königs feiern sollte – also genau das, wogegen der maskierte „V“ in V wie Vendetta kämpft.
Die Umkehrung des Symbols
Im Film wird der alte „Verräter“ neu geboren.
Nicht mehr als Katholik, nicht mehr als Fanatiker, sondern als Gedächtnis –
als Echo einer Idee, die sich nicht mehr unterdrücken lässt:
dass ein Einzelner den Unterschied machen kann,
dass eine Maske mehr Wahrheit tragen kann als ein Gesicht.
V zerstört nicht aus Hass, sondern aus Hoffnung.
Seine Explosion ist kein Anschlag, sondern ein Zeichen.
Ein Weckruf gegen das Vergessen, gegen Gleichgültigkeit, gegen das langsame
Ersticken des Denkens im Nebel der Gewohnheit.
Angst oder Freiheit
„Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben. Eine Regierung sollte
Angst vor ihrem Volk haben.“
Dieser Satz ist heute fast zu bekannt, um noch zu treffen – aber er bleibt die
Essenz.
Denn Macht baut auf Angst, und Angst funktioniert nur, solange Menschen
glauben, sie seien allein.
Die Guy-Fawkes-Maske, einst Symbol für Verrat, wurde so zum Gesicht des
Widerstands. Von Anonymous bis Occupy tauchte sie überall dort
auf, wo Menschen sich weigerten, still zu bleiben. Und vielleicht ist genau
das der eigentliche Sieg über die Geschichte:
dass ein Zeichen, das für Angst geschaffen wurde, sich in ein Zeichen der
Freiheit verwandelt hat.
Erinnern heißt nicht wiederholen
Wenn heute also die Feuerwerke in England den Himmel erhellen, erinnert kaum
jemand an die grausamen Hinrichtungen oder den religiösen Hass, der dahinter
stand.
Aber wer tiefer schaut, erkennt in diesem Tag etwas anderes – etwas, das
größer ist als Politik oder Religion:
das ewige Ringen zwischen Macht und Bewusstsein,
zwischen Unterordnung und Selbstbestimmung.
Der fünfte November bleibt ein Spiegel.
Damals wie heute.
Die Frage ist nur:
Erkennen wir noch, wer wir in ihm sind?

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