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Willkommen

Willkommen bei frei verbunden! Wir möchten Menschen zusammen bringen, die sich in überschaubaren Gemeinschaften austauschen und gegenseitig fördern. Auf Augehöhe miteinander arbeiten. Stärken nutzen und Schwächen stützen. Abseits einer ICH bezogenen Ellbogen-Gesellschaft. Ziel ist der positive Wandel des subjektiven, als auch objektiven Umgangs - zu unseren Mitmenschen. Doch was bedeutet "subjektiv | objektiv" eigentlich? Und wie kann echte Veränderung gelingen? Die subjektive Betrachtung eines Menschen ist das "Subjekt" (das ICH - die Person). Mit all ihren Stärken und Schwächen. Unbewertet in seinem Selbstbild (wer bin ICH) und frei zur Entfaltung der eigenen Potenziale. Objektdenken Zum Objekt (Gegenstand) machen wir eine Person, indem wir Ihr unsere eigenen Wunsch-Vorstellungen überstülpen. Dadurch kann man das Gegenüber, nun auch behandeln wie einen Gegenstand. Mitunter führt dieses Verhalten zu Problemen. In der Beziehung, im Job und im generellen Ve...

Besser GANZ statt GUT

Psychokram nach Carl Gustav Jung


Warum echte Heilung nicht in Perfektion, sondern in Ganzheit liegt


Der Preis des Guten

Viele Menschen tragen ein stilles Ideal in sich: Sie wollen gut sein.
Verlässlich, verständnisvoll, friedlich, hilfsbereit.

Sie hören zu, vermitteln, entschuldigen sich – selbst dann, wenn sie verletzt wurden. Sie vermeiden Streit, halten Beziehungen zusammen, auch wenn sie selbst innerlich auseinanderfallen.

Nach außen wirken sie stark. Doch innerlich herrscht Erschöpfung. Denn „gut sein“ hat einen hohen Preis, wenn es bedeutet, sich dabei selbst zu übergehen.

- Das Lächeln bleibt, während in Ihnen etwas still und leise schreit.

Manchmal ist das größte Problem nicht das Böse in der Welt, sondern unser Zwang, immer gut zu sein.

 


Die Falle der Gutmütigkeit

Wer von klein auf gelernt hat, Harmonie zu wahren, kennt die Dynamik:
Man spürt die Stimmungen anderer, noch bevor sie ausgesprochen werden.

Man passt sich an, sagt ja, obwohl man nein fühlt, trägt Verantwortung für das, was gar nicht die eigene ist.

- Diese Feinfühligkeit ist keine Schwäche – sie war einmal ein Schutz.

Vielleicht wuchs man in einem Umfeld auf, in dem Wut gefährlich war, Distanz bestraft wurde oder Liebe an Bedingungen geknüpft war.

- Also lernte man, sich anzupassen.

- Man lernte, dass Frieden wichtiger ist als Wahrheit.

Doch aus dieser Überlebensstrategie wird im Erwachsenenalter oft ein unsichtbares Muster. Man hilft, man rettet, man versteht – und wundert sich, warum man erschöpft, ausgenutzt oder innerlich leer wird.

 


Das Helfersyndrom im Alltag

Es zeigt sich überall: 

- Die Freundin, die immer ein offenes Ohr hat, aber kaum je selbst spricht.
- Der Kollege, der alle Aufgaben übernimmt, um niemanden zu enttäuschen.
- Die Partnerin, die jedes Problem „versteht“, aber nie Raum bekommt für ihr eigenes Empfinden.

- Sie alle sind nicht schwach, sondern müde.

Müde vom Geben ohne Gegengewicht, vom Verständnis ohne Resonanz, vom Frieden, der immer auf ihre Kosten geht.

Dieses „Gutsein“ wirkt nach außen edel, aber innerlich zermürbt es.

Denn es beruht oft nicht auf echter Stärke, sondern auf Angst –

- Angst, abgelehnt zu werden, wenn man Grenzen setzt.

- Angst, egoistisch zu wirken, wenn man sich selbst ernst nimmt.

 


Der Schatten des Empathen

Der Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung beschrieb den „Schatten“ als jene Anteile in uns, die wir nicht sehen oder nicht sehen wollen.

Für viele Empathen liegt dieser Schatten nicht in Aggression oder Wut – sondern im Bedürfnis, gebraucht zu werden, um sich wertvoll zu fühlen.

Dieses Bedürfnis ist völlig normal und menschlich, aber auch gefährlich, weil es die Tür für Manipulation öffnet. Wer unbewusst glaubt, Liebe durch Aufopferung zu verdienen, wird immer wieder auf Menschen treffen, die nehmen – und kaum etwas oder gar nichts zurückgeben.

Jung schrieb:

„Man wird nicht erleuchtet, indem man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern indem man sich der Dunkelheit bewusst wird.“

Heilung beginnt also nicht mit mehr Güte, sondern mit Ehrlichkeit. Mit dem Mut, auch jene Seiten in sich zu betrachten, die lieber gebraucht werden - als verlassen zu werden.

 


Ganz statt gut

„Gut“ zu sein ist einfach.

- Man sagt ja, man lächelt, man hält aus.

„Ganz“ zu sein ist schwieriger.

- Man sagt ja, wenn man es meint – und nein, wenn es nötig ist.

Man bleibt sich selbst treu, auch wenn andere das unbequem finden.

Ganzsein bedeutet, das eigene Licht und Sein zu leben, aber auch den Schatten zu integrieren: Die Wut, die Trauer, den Stolz, den Rückzug. Nicht, um sie auszuleben – sondern um sie nicht länger zu verleugnen.

Grenzen zu setzen ist kein Akt der Härte, sondern der Verantwortung – sich selbst und anderen gegenüber. Denn eine Beziehung, die nur existiert, weil einer sich selbst verleugnet, ist keine Liebe, sondern Abhängigkeit.

 


Wenn Grenzen zur Liebe werden

Viele fürchten, durch Grenzen Menschen zu verlieren.

Doch die Wahrheit ist: Grenzen zeigen, wer bleiben kann – und wer nur blieb, weil er dich benutzen konnte.

- Eine klare Grenze sagt nicht: „Ich liebe dich nicht.“

- Sie sagt: „Ich liebe mich – und dich – genug, um ehrlich in jede Richtung zu sein.“  

Echte Nähe entsteht nicht durch ein Dauerverständnis, sondern durch echte Authentizität.

Nur wer sich selbst hält, kann auch andere wirklich halten.

 


Vom Retter zum Reifenden

Die Reise vom „Guten“ zum „Ganzen“ ist kein Bruch – sie ist ein Erwachen.

- Du wirst nicht kälter, du wirst klarer.

- Du hörst nicht auf zu fühlen, du lernst nur, bewusst zu fühlen.

- Du hilfst - aber nur dort, wo Hilfe nicht Selbstverleugnung bedeutet.

Der reife Empath lebt nicht mehr für die Bestätigung anderer.
Er braucht kein Drama, um sich lebendig zu fühlen.
Er rettet nicht mehr, um geliebt zu werden – denn er hat begonnen, sich selbst zu lieben.

Jung sagte:

„Der Mensch wird nicht geboren, um perfekt zu sein, sondern um ganz zu sein.“

Ganz zu werden heißt nicht, fehlerlos zu leben, sondern wahrhaftig – mit Licht und Schatten, mit Mitgefühl und Grenze, mit Herz und Haltung. 

 

Vielleicht geht es im Leben gar nicht darum, ein besserer Mensch zu werden – sondern ein wahrhaftiger. Jemand, der seine Widersprüche nicht bekämpft, sondern versteht. Der seine Grenzen nicht als Mauern, sondern als Form seiner Würde begreift. 

 

Und vielleicht ist das am Ende die tiefste Form des Guten: 

Ein Leben, das echt ist.



 

Reflexion

Wenn wir aufhören, ständig „gut“ wirken zu wollen, entsteht Raum für etwas Tieferes: Frieden – nicht mit der Welt, sondern mit uns selbst.

Denn Ganzsein heißt nicht, immer richtig zu liegen.

- Es heißt, da zu sein – in Licht und Schatten zugleich. 

- Es bedeutet mein wahres, manchmal auch unliebsames ICH zu sein. 

 


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